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Ostern 2018
Hannes´ Reise in die Ukraine ...
Ausgerechnet zu Ostern ...
Sonst fahren wir meistens zu Ostersonntag zu Oma und Opa nach Radibor. Doch dieses Jahr entscheiden meine Eltern, dass wir ausgerechnet zu Ostern in die Ukraine fahren.
Zu Gründonnerstag fiel Papa auf, dass der TÜV seit Oktober abgelaufen ist. Bei der DEKRA erhält er aber anstelle des TÜV´s eine Mängelliste. Pech gehabt. Wir fahren trotzdem, entscheidet Papa.
In Polen wollen wir etwas essen, aber wegen Ostern sind alle Läden zu. Gottseidank hat Mama einen Tag zuvor ein Hotel an der ukrainischen Grenze reserviert. Wir sind die einzigen Gäste – logo, es ist ja Ostersonntag. Die am Ostersonntag einzige Angestellte im Hotel ist so nett und haut noch so spät den Herd an. Es gibt Pelmeni mit Pelmeni. Wir stehen früh auf und wundern uns, dass sie wegen uns ein ganzes Frühstücksbuffet zaubert. Schön. Aber Mama hat trotzdem Bauchschmerzen. Wegen dem TÜV.
Es ist Ostermontag und die Grenze ist fast autoleer. Trotzdem stehen wir anderthalb Stunden. Der TÜV interessierte niemanden. Der Rest der Strecke ist wie ein Heimspiel, da wir sie schon auswendig kennen. Mamas Bauchschmerzen wegen dem TÜV sind weg, dafür aber hat sie jetzt Angst vor dem Berg, auf dem Alexej und seine Familie wohnen. Mal haben wir uns an diesem Berg völlig überladen eine Feder gebrochen, dann sind wir im Schnee stecken geblieben und der Traktor musste uns ziehen und wieder ein anderes Mal stand Mama hinterm Auto um zu schieben und
bekam den ganzen Schlamm ins Gesicht. Diesmal zieht Papa die Schneeketten auf, obwohl kein Schnee liegt. Der Lehmweg ist total schlammig. Um Gewicht zu sparen, müssen Mama und ich den Berg hoch laufen und Papa gibt Vollgas. Und tatsächlich. Ohne, dass am Auto was kaputt geht, fahren wir mit einem total verschlammten Auto in Alexej´s Hof und die ganze Familie feiert. „Die Deutschen haben es geschafft!“
An diesem Abend feiern wir unser Wiedersehen bis tief in die Nacht. Bogdan und Kostja zerren mich gleich aus dem Haus und zeigen und erklären mir nochmal alles. Obwohl ich kein Ukrainisch kann, habe ich ein bisschen was verstanden. Papa redet Sorbisch mit uns.
Am nächsten Morgen verteilen wir die Spenden von Freunden und die Familie ist überglücklich. Mama hat sie ein halbes Jahr lang sortiert und ordentlich verpackt. Danach beten alle. Es wird zu jeder Gelegenheit gebetet. Vor dem Essen und nach dem Essen, vor der Autofahrt und nach der Autofahrt. Aber keiner schnallt sich an. Bogdan und Kostja fahren verkehrtherum und auf Holzhockern im Kofferraum.
An diesem Vormittag fahre ich mit Alexej, seiner Tochter und dem Pflegekind Ruslan, nach Rivne. Mit uns fahren noch eine fremde Frau und ihr Sohn. Auf halber Strecke bricht der Junge ins Auto. Gottseidank darf ich vorne sitzen.
In der Kreisstadt Rivne gehen Alexej und ich zu einem Friseur. Eigentlich will ich nicht. Aber Alexej erklärt der Friseuse etwas und ich guck nur doof in den Spiegel. Aber ich muss sagen, die Friseuse schneidet echt cool. Schade, dass sie so weit weg arbeitet...
Mit coolen Haaren fährt Alexej mit mir zum Kinderheim, wo alle schon auf uns warten. Sie wollen die Spenden nicht ohne mich verteilen. Mama hat sogar 500€ von einer Kollegin bekommen und wir konnten ein medizinisches Gerät kaufen, dass die Muskeln der kranken Kinder anregt. Der Chef zeigt uns noch die ganze Klinik und dankt allen Spendern aus Deutschland herzlich. Dann gehen wir noch Mittagessen und verabschieden uns.
Gegen 16:00 sind wir wieder an der ukrainisch-
Obwohl wir wieder nur einen Tag in der Ukraine waren, kam es mir vor, wie eine ganze Woche. Ich erlebe so viel. Lerne so viele kranke Kinder ohne Eltern kennen. Es bedrückt mich schon. Aber dann denke ich an Menschen wie Alexej, der zu seinen fünf eigenen Kindern, sechs zu sich in Pflege nimmt und ihnen ein Haus, Liebe, Glauben und Hoffnung gibt. Darum freue ich mich jetzt schon auf unsere nächste Begegnung. Bogdan bekommt von mir dann eine elektrische Zahnbürste.
Und Papa hat bis dahin hoffentlich TÜV.
[Hannes Nagel, Klasse 6]
Hannes Nagel in der Ukraine
(Fotos Familie Nagel)